90-prozentige Alkohol-Rückfallquote muss nicht sein – neues Konzept verspricht Hilfe

In Suchtkliniken begrüßen Ärzte immer wieder die gleichen PatientInnen. Zwar schaffen es ihre Patienten immer wieder, eine Zeit lang trocken zu bleiben, aber innerhalb des ersten Jahres werden 70 Prozent wieder rückfällig – nach zwei Jahren sind es sogar 90 Prozent.* Diese schlechten Therapiequoten und hohe Rückfallquote veranlassten Suchtforscher bereits in den 60-iger Jahren zu einem Umdenken. Aus Australien und etwas später aus Amerika kam die Idee des „kontrollierten Trinkens“. Erst Ende der 90iger Jahre fand die Idee auch in Europa Anklang – allerdings mit viel Widerstand.

Abstinenz oder Reduktion?

Heute weiß man, dass Abstinenz und Konsumreduktion ähnliche Therapieergebnisse verzeichnen. Allerdings gibt es keinen Zwang und somit sind auch jene bereit, etwas zu tun, die sich unter den Abstinenzauflagen nie zu einer Therapie entscheiden würden. Schon dadurch ist der Ansatz erfolgreich. Außerdem beschließen auch jene, die eigentlich nur weniger Alkohol konsumieren wollten, eine Abstinenz.

Der Begründer der psychologischen Alkohol-Sucht-Therapie, DDDr. Karl Isak sieht im Ansatz des kontrollierten Trinkens eine sinnvolle Weiterentwicklung. „Das kontrollierte Trinken beinhaltet Lerneffekte, die für die Heilung der Alkoholsucht essentiell sind. Ohne Lerneffekte passiert nichts. Allerdings müssen diese neuronal verfestigt werden.“ Isak sieht darin den Schwachpunkt bei allen Entzugstherapien und hakt hier mit seinem pAST-Programm ein. „Wir intervenieren täglich über einen sehr langen Zeitraum in das neuronale System der Betroffenen. Nur dann können neue Muster entstehen und diese neuen Prägungen sorgen für veränderte Handlungsweisen.“ Das pAST-Programm kann auch nur online konsumiert werden – oder mit einer von Experten begleitetenden Einführungsphase.

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Thomas Hillemacher, Suchtforscher an der Medizinischen Hochschule Hannover. In: Spiegel-Online 18.7.2017 URL: http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/alkoholentzug-kontrolliertes-trinken-ist-besser-als-abstinenz-a-844209.html [7.2.2018].

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